So zivilisiert wir auch sein mögen und so poetisch der Platz ist, den die Liebe in unserer Kultur eingenommen hat: Gewisse Vorgänge in unserem Körper bleiben chemisch und hormonell gesteuert und unser Ego kann einen dermaßen großen Platz in unserem Leben einnehmen, dass wir andere auf unserem Weg verletzen, wenn auch unabsichtlich.
Denn keiner möchte das wirklich und so geht auch Niemand fremd, um einem anderen weh zu tun, sondern um sich selbst was Gutes zu tun. Vor allem Partner mit niedrigem oder übersteigertem Selbstwertgefühl brauchen sexuelle Anerkennung. Und so passiert es ständig, zu jeder Zeit auf der Welt. Eine Affäre, ohne jegliche Verpflichtung, fühlt sich am Anfang eben auch noch prickelnd an.
Am Ende bleiben aber bei Personen, die ein bisschen Restmoral besitzen, quälende Schuldgefühle. Diese können, auch ohne bekannt werden der Affäre, Spannungen in der Beziehung auslösen. Nicht selten unterstellt der Fremdgeher seiner besseren Hälfte permanent selbst die Untreue, um sich nicht mehr alleine dermaßen schlecht und schuldig zu fühlen. Mit ständigen Vorwürfen dieser Art kann man übrigens einen Menschen auch zu etwas drängen – das Phänomen der Selbsterfüllenden Prophezeiung aus dem engl. self-fulfilling prophecy (SFP).
Der Fehltritt kann unter Umständen auch raus kommen und die Standfestigkeit der Beziehung steht plötzlich auf dem Prüfstand. Oder eine dauerhafte heimliche Liebschaft endet, da sich einer von beiden verliebt. Es ist kein seltenes Phänomen, dass aus einer rein körperlichen Verbindung mehr wird.
Ist der Bindungswunsch beim Menschen am Ende stärker als sein natürlicher Sexualtrieb?
Viele würden darauf ein sehr deutliches „Nein!“ entgegnen, besonders wenn man sexuelle Freigeister oder manch einen klugen Wissenschaftler fragt. Biologe und Evolutionspsychologe David Barash ist ebenfalls die Meinung, Monogamie beim Menschen sei unnatürlich. Allerdings denkt er die sogenannte serielle Monogamie, das heißt mehrere aufeinander folgende monogame Beziehungen, könnte funktionieren.
Seine Erklärung dazu: Monogamie sei zwar wider die Natur, jedoch habe der Mensch ein hormonell und neuronal bedingtes Bedürfnis nach Bindung innewohnend. Und ich muss zugeben, auch ich machte diesen Gedankengang bereits. Wie ich darauf kam?
Nunja, wir kennen doch alle diese Situation: Nach dem Ende einer tragischen Liebesgeschichte ist man meist erst einmal ein emotionales Wrack. Von „Ich will dich zurück!!!!“ bis hin zu „Wäre ich dir nur nie Begegnet!!!!“ decken unsere Wünsche oft die volle Bandbreite einer Gefühlspalette ab.
Aber legt sich dann der erste Sturm, nüchterner betrachtet, würde ich es jederzeit bevorzugen, geliebt und verloren zu haben, als niemals Liebe in meinem Leben begegnet zu sein. Ich möchte es nicht missen, geschätzt und begehrt worden zu sein, nicht auf die Erfahrung verzichten, selbst aus vollem Herzen geliebt zu haben, auch mit Verfallsdatum.
Demnach lebe ich persönlich lieber eine serielle Monogamie, als gar keine! Im Laufe der Jahre änderte sich die Formulierung meiner Hoffnung somit von: „Die Liebe meines Lebens, bitte bald.“, zum weit tiefer Greifenden: „Ein netter Lebensabschnittsgeführte wäre schön!“
Ist es also doch nur die besagte serielle Monogamie, die für uns funktioniert?! Kommt ein Partner nach dem Anderen und ist das völlig in Ordnung so? Schenkt man den Biologen Glauben?
Also nichts als pure Naivität, der Überzeugung verfallen zu sein, der Mensch könne ewig treu sein und dazu noch die eine Person lieben und schätzen bis ans Ende?
Allerdings wäre es, laut der These des Biologen, ebenso falsch zu glauben, wir können dauerhaft zufrieden sein ohne eine feste, exklusive Zweierbeziehung in unserem Leben (aufgrund unseres hormonellen und neuronalem Bedürfnis nach Bindung). Also was denn nun?! Bindung – ja, Treue – nein? Oder doch “Ja” zu beidem (aber nur auf Zeit)?!
Eine offene Beziehung wäre auch eine Option, wenn das Interesse an Sex außerhalb der Partnerschaft bei den Protagonisten allzu stark ist oder sie im Laufe ihres Lebens gemerkt haben, dass klassische, konventionelle Beziehungsformen für sie nicht funktionieren.
Aber das ist hierzulande nicht stark verbreitet. Viele fürchten, dass sie Schuldgefühle plagen werden, trotz der Abmachungen oder Eifersucht die Beziehung mit der Zeit doch zerfrisst. Das wagen sie nicht zu versuchen. Summa summarum verbleiben sie in ihrer einengenden Beziehung und die Libido brodelt in ihnen wie in einem Vulkan.
Für viele Menschen käme es aber auch nie in Frage, den geliebten Partner mit anderen zu teilen oder sich selbst auf Außenstehende einzulassen. Auch ich hatte noch nie das Bedürfnis nach andren, während ich mich in einer Beziehung befand. Allerdings habe ich auch noch keine 10-, 20-, 30-jährige Beziehung geführt. Nichtsdestotrotz kann ich mir eine offene Beziehung schwer vorstellen.
Also lieber doch die gute alte Monogamie?! Aber wieso scheinen monogame Beziehungen auch ohne Treuebruch immer wieder zu scheitern?!
“We are the reckless, We are the wild youth”
– Daugter “Youth”
Nun ja, es ist ein trauriges Phänomen der Neuzeit, sich immer nach besseren, neuen Optionen umzuschauen und durch die große Auswahl eine Partnerschaft schneller zu beenden. Darüber philosophierte ich bereits in meinem Beitrag über die Rahmenbedingungen einer „romantischen Liebe“ zu Zeiten des Kapitalismus. (hier gehts zum Beitrag)
Doch das alleine reicht nicht aus als Begründungen, warum so viele monogame Beziehungen enden und dann auch noch oft so zeitig. Also grübelte ich weiter. Die erleuchtende Einsicht kam unverhofft: Während meines Studiums las ich ein Buch als Pflichtlektüre, das mir viele Antworten geben konnte. Immer wieder führte auch ich Beziehungen, die nach relativ kurzer Zeit endeten, ob nun von meiner Seite oder der anderen ausgehend. Was sich am Anfang absolut richtig und passend „wie Arsch auf Eimer“ anfühlte, führte schnell zu unüberwindbaren Differenzen.
Wie konnte das sein? Wähle ich falsch aus oder prüfe Kandidaten nicht gut genug? Die Fragen drehten sich nach jeder Trennung in meinem Kopf.
Aber auch eine längere Kennenlernphase oder das genaue Abchecken wichtiger moralischer Einstellungen und Ansichten änderte nichts. Manche Beziehungen scheinen schlichtweg zum Scheitern verdammt. Aber warum nur?
Laut dem besagten Buch, müssen zwei Abschnitte einer Partnerschaft gesondert betrachtet werden: Der erste Abschnitt beinhaltet die Zeit des spannenden, prickelnden Kennenlernens (1). In dieser Phase ist die Liebe eigentlich keine richtige Liebe, sondern kann eher als ein “Verliebtsein” bezeichnet werden. Nach dieser Zeit des Kennenlernens und des Verliebseins kommt erst die eigentliche Beziehung (2), die Zeit der hoffentlich beständigen Liebe.
Ja ok, das klingt logisch und in gewisser Weise wussten wir es bereits. Wir kennen diese Phasen. Wissen, dass sich am Anfang alles noch anders anfühlt als zum Ende hin. Aber warum wird so oft aus dem Verlieben nicht mehr?? Es fühlte sich doch alles so richtig an, man war vertraut miteinander und sich so nah… Und vom einen auf den anderen Tag ist alles anders. Als wäre da nie was gewesen, lebt man ohneeinander weiter. Vom Fremden zur engsten Bezugsperson, wieder zurück zum Fremden?! Was ist das für ein verwirrendes Spiel?!
Zu anfangs, in der Zeit des Verliebseins, reagiert unser Körper mit der Ausschüttung von chemischen Botenstoffen und der Verknüpfung neuer neuronaler Verbindungen, die unseren Verstand völlig benebeln und uns in einem Rausch von Glückszuständen versetzen. Natürlich passiert das Alles fern unseres bewussten Wissens. Wir verspüren nur Schmetterlinge im Bauch, zittrige Hände und weiche Knie – aka: einen Hormoncocktail aus u.a. Dopamin, Oxytocin, Adrenalin und auch Neurotrophin. Diese Abläufe dienen von Seiten der Natur schlichtweg zur Erhaltung unserer Art.
Doch wenn nun alles eingeleitet wurde, was zur Paarung und Bindung erforderlich ist und die Botenstoffe ihre Wirkung erzielt haben, sollte der Nachwuchs gesichert sein. Jucha ! – Die Art bleibt erhalten! Was danach von Nöten ist, dass sind sicher nicht mehr zwei durch den Rausch der leidenschaftlichen Liebe benebelte Menschen, sondern nunmehr nüchtern und rational denkende Eltern, die sich mit wieder kühlen und klaren Kopf der Betreuung des Nachwuchses widmen. Um dieses zu gewährleisten, werden von der geschickten Natur alle Botenstoffe meistens nach wenigen Monaten, spätestens nach einem Jahr, wieder auf das Ausgangsniveau zurückgefahren.
Fakt sei nun, schreibt die Psychologin Gerti Senger in Schattenliebe, dass die sexuelle Triebkraft und das Begehren nach dem anderen nur im ersten Beziehungsjahr konstant hoch seien. Danach sorgen sexuelle Gewöhnung und Beziehungsalltag für permanente Reizminderung. Was wir täglich sehen, spüren und fühlen, kann uns nach einer Weile nicht mehr so reizen wie Unbekanntes.
Gerade in dieser Phase zeigen sich die wahren Charaktere der beiden Liebhaber: Man möchte nicht mehr unter allen Umständen gefallen wie zu anfangs, kehrt zu alten Verhaltensweisen und Vorlieben zurück. Manch ein charismatischer, aufmerksamer Charmeur wird zum stumpfen, saufenden Fußballfan, verbringt seine Zeit auf einmal lieber mit Kumpels. Oder ein “gerne verzichtender” Esser, besteht plötzlich auf “sein Fleisch” auf dem Speiseplan. Die Auserwählte kann auch plötzlich einen zwanghaften Ordnungswahn an den Tag legen oder ihr wahres, dauernörgelndes Ich zeigen. Alles ist möglich!!
Wir finden all die liebenswerten Marotten unseres Partners, die wir anfangs milde belächelt haben, mittlerweile nur noch nervig. Der Alltag kann ein echter Glückskiller sein.
In der einen oder anderen Beziehung kommt dann die überfällige Einsicht, dass man eigentlich mehr blind vor Liebe war und doch gar nicht wirklich zueinander passt. – So, wie es quasi auch mir erging mit manchen meiner Exfreunde. Es folgt die Trennung und mit der Zeit eine erneute Liebe. Die dann, wenn man nicht anfägt besser auszuwählen, oft auch nicht wesentlich anders endet. Schon befinden wir uns im System der seriellen Monogamie.
Zum Glück sind wir Menschen heutzutage aber nicht nur Sklaven unserer Hormone. Auch wenn man sich zu einem Menschen hingezogen fühlt, kann man einen gewissen Einfluss auf den gemeinsamen Verlauf nehmen. Denn wenn die Hormone einen völlig unpassenden Menschen attraktiv finden, ist dies keine gute Basis für eine längerfristige Beziehung. Höchstens für eine flüchtige Verliebtheit wird es reichen, die schnell wieder erlischt.
So wird ein überzeugter Gigolo wohl keine Zukunft mit einer Frau mit starkem Familienwunsch haben (Promiskuität vs. überzeugte Monogamie), ein gebildeter Mensch auf Dauer kaum mit jemandem glücklich, der ihn / sie geistig nicht fordert. Logisch: Wer einen gewissen Wert auf niveauvolle Unterhaltung und kulturelle Angebote legt, braucht einen Partner, der mithalten kann. Und oh Gott, was ich schon für Dumpfbacken gedatet habe, sage ich euch!! Ich habe mich wohl auch oft mehr von Hormonen als Köpfchen leiten lassen…
Wir lernen also: Je ähnlicher die Partner sich in Interessen und Bildung sind, desto haltbarer wird die Beziehung. Im Alltag ergeben sich ansonsten zu viele Streitpunkte aufgrund unterschiedlicher Einstellungen und es geht zwangsläufig irgendwann zu Bruch.
Andere trennen sich (im oft fortschreitenden Alter) trotz einer unpassenden Konstellation nicht sofort, wenn Probleme auftauchen. Sie raufen sich stattdessen zusammen und leben so mehr schlecht als recht nebeneinander her, oft mit dem quälenden Gefühl am wahren Leben, an der wahren Liebe und am wahren Glück vorbei gegangen zu sein, denn sie wissen ja noch dunkel, wie sich Verliebtsein und Leidenschaft anfühlt.
Vielleicht ist das Einzige, was sie nun noch zusammenhält, die gemeinsamen Pflichten: Die Aufzucht der Kinder oder das Abtragen der Schulden fürs Häuschen. Schafft es ein Paar nicht, sich jenseits des Alltags immer wieder Zeiten zu organisieren, in denen sie sich als Mann und Frau erleben können und bleiben viele Konflikte ungelöst, erstarrt die Liebe unweigerlich.
Viele dieser traurigen Tropfe verlieren sich in der Träumerei, dass es Jemanden da draußen gibt, der ihnen dauerhaft dieses Verliebtsein-Gefühl vermitteln kann, eben die „eine wahre Liebe des Lebens“, aus: „…und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.“ Vielleicht gehen sie fremd, in der Hoffnung sie so zu finden, mit der Sicherheit der laufenden Beziehung in der Hinterhand.
Schaut man in diese deprimierenden Umstände, ist es auch nicht verwunderlich, dass sich immer mehr Frauen jenseits der vierzig einen Geliebten suchen und den Partner nach einiger Zeit verlassen. Die Kinder werden größer und unabhängiger und die Defizite der Partnerschaft immer offensichtlicher. Viele Frauen ziehen in dieser Situation einen Schlussstrich und beginnen noch einmal ein Neues Leben. Männer hingegen tendieren eher dazu Dreiecksbeziehungen über lange Zeit geheim aufrechtzuerhalten. Sie wollen sich nicht entscheiden und versuchen, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
Doch dann gibt auch noch diejenigen, die nicht resignieren, sondern sich auch weiterhin bemühen das Beste aus ihrer gemeinsamen Beziehung zu machen. Bei diesen ist ebenfalls die Zeit der romantischen Liebe vorbei, die Botenstoffe sind längst abgebaut und auf Normalniveau herunter gefahren, nicht aber die einmal geknüpften neuronalen Nervenverbindungen. – Diese bleiben bestehen.
Schöne Erlebnisse und zusammen gemeisterte Schicksale bleiben in der Erinnerung erhalten und verbinden ein Leben lang, bei jedem späteren Gedanken an diese. Zwar hat sich auch hier die euphorische, romantische Liebe verflüchtigt, was jedoch nicht zwangsläufig bedeutet, keine romantischen Erlebnisse und Gefühle mehr genießen zu können. Im Idealfall weichen dem heftigen Begehren tiefe Verbundenheitsgefühle – und die sind ja bekanntlich für eine dauerhafte Partnerschaft tauglicher als eine unstillbare Sexgier. Eine funktionierende Monogamie scheint in greifbarer Nähe!
Zusammenfassend kann man also sagen:
den zwanghaften Gedanken: „Irgendwo ist eine bessere Option“, ab (2)
mit all ihren unschlagbaren Vorzügen und auch Bedingungen (3);
die dafür sorgt, dass weiterhin Oxytocin ausschüttet wird (4)
kann eine treue, dauerhaft bestehende und auch glückliche Beziehung möglich sein.
Den Traumprinzen oder die Prinzessin einfach finden, sich zurücklehnen und den Rest seines Lebens in Harmonie verbringen, funktioniert so nur in Märchen, Liebesliedern oder kitschigen Spielfilmen aus Holly- oder noch besser: Bollywood. Im realen Leben bedeutet „bis ans Ende unserer Tage“: Reflektion, Kompromisse und gemeinsamer Wachstum, Alltagsrituale, gegenseitige Anerkennung, Zuneigung und Offenheit.
Also nicht bei der ersten Meinungsverschiedenheit gleich aufgeben! Damit verbaut man sich jede Chance auf eine erwachsene Beziehung und persönlichen sowie gemeinschaftlichen Wachstum. Stattdessen wenn die erste euphorische Verliebtheit abschwingt einmal ehrlich reflektieren, ob man da einen dieser wertvollen, besonderen Menschen vor sich hat, mit der oder dem man auch noch in 20Jahren lachen und weinen möchte. Liebe ist es also, wenn man sich bewusst füreinander entscheidet, nach dem Ablegen der rosaroten (Hormonüberschuss-)Brille.
Ich habe schon unzählige Berichte von Menschen gehört, die es bereut haben irgendwann im Leben nicht mehr investiert, sich mehr Mühe gegeben zu haben. Werdet bloß nicht einer von ihnen! Nichts ist schlimmer, als ein Leben lang zurück zu denken und sich zu fragen, was hätte sein können!
Leicht wird es nicht sein. Es gibt immer schwere und schöne Zeiten bei den Dingen im Leben, die es wert sind in sie zu investieren. Und wer will schon Monotonie?! Treue und dauerhaftes Glück sind also unter Berücksichtigung verschiedener Bedingungen durchaus möglich.
Evolutionsbiologen sagen aber auch klipp und klar: Unsere kurze Kulturzeit kann nicht Millionen Jahre biologische Entwicklung ohne Weiteres kompensieren, die Männer und Frauen gleichermaßen lustbetont orientierte, um möglichst viele gesunde Nachkommen zu zeugen. Der Gedanke an sexuelle Ausflüge kann also aufkommen. Was man damit anstellt ist allerdings die Frage und macht den großen Unterschied.
Viele betrachten exklusiven Sex zwischen zwei Partnern und Treu-sein ganz trocken als einen naiven Kult unserer Zeit; zum vermeintlichen Alltag geworden in der Romantik; ein propagiertes, aber kaum gelebtes Ideal während der Römerzeit; etwas das unseren Vorfahren dazu diente, ein sicheres Heim für die Nachkommen zu schaffen. (Wie im Teil 3 der Reihe erläutert) Doch nicht jeder mag jeden Trend und nicht jeder sucht sich mehr Partner aufgrund ihrer potenziellen elterlichen Fähigkeiten.
Wir leben in einer verhältnismäßig liberalen Zeit der frei-verfügbaren Empfängnisverhütung, in der Sex nicht ausschließlich der Fortpflanzung dient und Partnerschaften nicht mehr nur wegen wirtschaftlicher Vorzüge eingegangen werden. Während viele homosexuelle Pärchen immer noch um das Recht auf Adoption kämpfen, wollen viele von uns überhaupt keine Kinder mehr. Das ist die Moderne! – Wir leben uns aus, probieren uns aus, sind wie getrieben ständig auf der Suche nach was Besserem, Neuem, Spannenderem. Kaum einer fühlt sich mehr angekommen irgendwo oder bei irgendwem.
Manche beobachten die Entwicklungen auch mit Sorge und befürchten, wir entwickeln uns zu bindungsunfähigen, selbstverliebten Egoisten, die stets nur nach Selbstverwirklichung streben oder nach Ablenkung von unseren Selbstzweifeln durch Anerkennung. – Suchende, die einfach kein Ende finden, immer denkend, da wartet noch eine bessere Option um die Ecke, die dabei unzählige Beziehungsleichen auf dem Weg zurück lassen.
„Der Narzisst begegnet uns immer häufiger, manchmal sogar im eigenen Spiegelbild“, behauptete dazu der österreichische Psychiater Reinhard Haller in seinem Buch Die Narzissmusfalle. Und das ist nichts Neues! Schon im Jahr 1979 rief der amerikanische Historiker Christopher Lasch „Das Zeitalter des Narzissmus“ aus.
Doch trotz der beunruhigenden Entwicklungen, wir haben uns auch frei gemacht von der Lebensweise unserer Großeltern, die zu Kriegs- oder Nachkriegszeiten hauptsächlich eine finanziell „gute Partie“ im direkten Umfeld suchten und der Biografie unserer Eltern, die meist schon mit unerfahrenen 18-20 Jahren verheiratet waren und schnell mehrere Kinder in die Welt setzten, sich nun mit 40 oder 50 alle scheiden lassen und versuchen endlich einmal wirklich zu leben.
Nun haben wir mehr Freiheiten. Aber wo treiben uns diese neuen Möglichkeiten und Anforderungen hin?! Wie sieht dieses ideale, moderne Leben aus?!
Das eine ideale Konzept für Jedermann gibt es nicht! Wenn man offen und ehrlich mit seinen Bedürfnissen und Absichten umgeht, soll doch Jeder sein Leben leben, wie es ihnen beliebt.
Viele genießen es, sich ausgiebig sexuell zu erproben, bevor sie überhaupt an feste Bindung oder Familienplanung denken. Tinder und Co. machens möglich! Manch einer weiß schon, keine Familie zu wollen, sei es weil ihnen die Karriere Prämisse ist oder weil sie schlichtweg keinen Bedarf nach eigenem Nachwuchs verspüren. – Auch das eine Option!
Mehr und mehr entscheiden sich auch phasenweise oder längerfristig bewusst für ein Singleleben. Der einst als romatisch geltende Gedanke “Ohne (m)einen Partner bin ich nur halb” findet mehr und mehr Ablehnung. Wir wollen uns nicht mehr einreden lassen halbe Menschen zu sein ohne eine gesellschaftlich akzeptierte Beziehung!! Aktuelle Studien belegen obendrein, dass sich immer mehr junge Frauen für Hunde statt eigene Kinder entscheiden. – Finde ich nachvollziehbar. (>‿◠)
Vielen Menschen tut auch die Tatsache gut, dass ihr Partner nur mit ihnen Sex hat, dass sie sich lieben und sie den Großteil ihres Lebens gemeinsam verbringen, sie keine Konkurrenz oder Eifersüchteleien fürchten müssen durch außereheliche Abenteuer. Was manche Freigeister einengt, gibt anderen das Gefühl, etwas Einzigartiges zu haben, etwas Exklusives, etwas ganz Besonderes einfach.
Wenn Treue Spaß macht, dann ist es Liebe.“
– Weisheit aus China
Man kann nie wissen wie das Leben in einem Jahr aussieht oder in einem Monat…oder auch nur einer Woche. Unsere Zeit ist so begrenzt und kann schnell zu Ende gehen. Und selbst wenn ihr nicht gleich aus dem Leben scheidet, kann euch auch ein Schicksalsschlag ins Unglück stürzen. Ihr solltet nicht in Sorge leben, euch permanent den Kopf zerbrechen was passieren könnte, ob ihr in der neuen Beziehung nun wieder hintergangen werdet oder nicht.
Lebt und liebt stattdessen, ergreift Chancen und probiert euch aus. Wählt aber auch weise und nicht nur hormonell getrieben. (>‿◠) Und verliert euch nicht in dem Gedanken, dass es immer etwas Besseres gibt. Vielleicht habt ihr da bereits einen Diamanten vor euch, neben euch, bei euch…
Wählt einen Lebensweg, der euch und nicht anderen gefällt! Aber vergesst auch nicht dabei, ehrlich und fair zu sein; so mit anderen umzugehen, wie ihr es auch für euch wünschen würdet. Betrogen / durch Vertrauensbrüche verletzt zu werden, hat wirklich niemand verdient ! Wir müssen alle lernen verantwortungsvoll mit den aktuellen Gegebenheiten unserer Zeit umzugehen.
Niemand kann etwas dafür, wenn Gefühle erkalten und die Liebe verblaßt. Wohl aber kann jeder die Art und Weise der Trennung bestimmen.“
– Damaris Wieser
Quellen: Buch “Es war doch nur Sex. Seitensprung – ein altes neues Verlangen” – Andrea Bräu | Ananda Grade – www.femininleben.ch/ | www.medizinius.de | www.seitensprung-fibel.de | www.meridianerland.com – Verlag Horst Müller – Stendal – 2006 / 2016
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17 Kommentare auf "Fremdgeher Pt.4 – Monogamie, offene Beziehung oder doch Single?"