(Im Idealfall mit Jens Lekman in der Playlist lesen)
Es ist ein unglaublich schöner Tag. Doch ich bin antriebslos. Ziehe die Vorhänge zu. Schon seit mehr als 3 Tagen bin ich nur in der Wohnung. Die Welt dreht sich immer weiter, obwohl sie manchmal im Kopf stehen zu bleiben scheint. Über 1 ½ Jahre ist es mittlerweile her und doch fühlt es sich an wie gestern. Die Zeit ist stehen geblieben für mich, bewegt sich keinen Zentimeter nach vorn. Wenn der eine Mensch geht, die Liebe aber bleibt…
Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.
– Albert Schweitzer
Passiert einem sowas, hinterlässt es schmerzliche Trauer, Leere, die fehlende Vertrautheit und bohrenden Fragen bringen schlussendlich Verzweiflung mit sich. So sitz ich hier und frage mich was du machst, mit wem du wohl gerade zusammen bist, ob du manchmal an mich denkst. Vermisst du mich? Bis hin zu: Wie hätte ich das Ende verhindern können? Habe ich die richtigen Entscheidungen getroffen, mich vielleicht auch falsch verhalten? Hätte ich dir mehr helfen können? Den Kopf zermartere ich mir, wünschte es würde irgendwann einmal aufhören. Doch das tut es nicht. Auch nicht nach all der Zeit.
Wenige Beziehungen sind wie diese – so besonders und zerstörerisch zugleich. Gleich einem Tornado ist dieser Mann, zerstörte mich von innen. Doch beginnen wir von Vorne: Die überwältigende Mehrheit von 98 Prozent erklärte in einer Umfrage der Zeitschrift Chrismon, ihrem aktuellen oder letzten Partner im echten Leben begegnet zu sein. Wir gehören also zu der Ausnahme, aber das passt zu uns. Er hatte mich auf Instagram entdeckt und später auf Facebook kontaktiert. Nach einer schweren Trennung, die sich erst kurz zuvor ereignete, gab er mir neue Zuversicht und tröstete mich mit viel Verständnis liebevoll. Selbst über das Internet schaffte er, meine Panikattacken auszubremsen und mich zu beruhigen. Auf diese Art kamen wir uns emotional schnell näher. Eine Partnersuche in der virtuellen Welt ist gesellschaftlich ja längst schon akzeptiert und auch ich habe keinerlei Bedenken auf diese Art Jemanden kennenzulernen.
Aber oh Gott, dieser Moment wo er auf mich das erste Mal zukam, so im echten Leben …Es war ein warmer Frühlingstag. Sein langes braunes Haar wiegte beim Laufen im Wind . Er hatte einen unbeschwerten, fröhlichen Gang, als könnte ihm Nichts etwas anhaben. Ich beneidete seine Leichtigkeit und schmunzelte. Er grinste schelmisch zurück, das Skateboard in der rechten Hand. Sein Kleidungsstil erinnerte mich an die Skateboarder der 90er Jahre: weite lockere Dickies-Hosen, viel zu große T-Shirts mit Skatelogo-Print und klobige Schuhe. Als er mich umarmt erreicht mich ein Hauch seines Geruches zum ersten Mal. Die Inkarnation meines Traummannes sitzt vor mir. Mit einem tiefen Blick in meine Augen, sagt er: „Hey. What´s up?“ und es hat mich bereits gnadenlos erwischt.
Wir sind zunächst körperlich distanziert. Mich plagen nun doch Zweifel: “Was wenn er es doch nicht ist? Was wenn es nun nicht funkt?” Einige Blicke, verbunden mit seinem charmanten Lächeln, eine ordentliche Prise Humor, eine unbeabsichtigt wirkende Berührung später, sind alle Bedenken wie weggeblasen. Wir küssen uns erst spät den Tag und es schlägt Funken, mein Herz überschlägt sich. Ach, diese Endorphine. Ich möchte ihn am liebsten nie wieder gehen lassen. Aber er ist nur einen Tag in der Stadt, dann muss er mit dem Tourbus weiter. Der Abschied bricht mir fast das Herz. Ich fühle mich angekommen, wenn ich an seiner Schulter lehne. Ich schmiege mich ein letztes Mal an, als die Bandkollegen kommen. Er gibt mir einen Kuss und er muss fahren. Oh dieser Kuss – Lange noch spüre ich ihn auf meinen Lippen. Ich laufe mit einem Lächeln durch Berlin, fühle mich leicht und unbeschwert. Die Sonne strahlt – ein Traum!
Nach kürzester Zeit ist ein Flugticket nach Stockholm, Schweden, in meiner Postbox. Er lädt mich ein in seine Stadt zu kommen. Und dieser Besuch ist schlichtweg die Zeit meines Lebens. Jeden Tag erleben wir etwas Anderes: Wir treffen Freunde zum Skaten, gehen vorher in ein Vertriebs-Lager und können uns alles nehmen, was wir wollen – Complete-Boards, Decks, Utensilien, Kleidung. Ich bin überfordert mit der Situation und nehme nichts weiter, ärgere mich später. Nun habe ich kein Board für die Tage. Was solls, ich hab ja ihn! Wir spazieren durch Stockholms Stadtteile, gehen fein essen. Er bezahlt Alles, trägt mich auf Händen. Schlussendlich gibt er mir sogar ein Stockholm-Erinnerungstattoo für mein Souvenir-Bein aus. Es werden 2 küssende Enten, die wir am Vortag zusammen sahen und die uns herzlich zum Lachen brachten. Lovebirds, so wurden wir eh überall genannt, wo wir auftauchten – Kein Wunder, denn wir sprudelten vor Glück und Zuneigung.
Einen anderen Tag skatet er in einem Musikvideo. Ich gehe mit, gucke ihm zu. Er nimmt an Skatecontests teil, gewinnt jedes Mal. Er ist eine richtige Bekanntheit hier. Wir treffen seine engsten Freunde bei Skatevents, in der Stadt oder zum Kochen. Sie sind allesamt zauberhafte Menschen, mit denen ich bis heute Kontakt halte.
Und sogar seine sympathische Schwester lerne ich bereits kennen. Ihre Katze heißt Spock – diese Frau muss man gern haben!Allen stellt mich stolz als seine Freundin vor. Ich bin nun offiziell Teil seines Lebens. Dieser Schelm erschleicht sich mit seiner liebevollen und lockeren Art einen festen Teil in meinem Herzen.
Um den 5. Tag herum kommt auf einmal ein Mann spontan an unseren Tisch und setzt sich ohne ein Wort. Er entleert eine Dose mit Ringen vor mir. Mein Schwede sagt mir, ich könne mir einen aussuchen. Sie seien speziell gefertigt aus alten Skateboards von ihm. Ich schmelze dahin – was für eine besondere Idee.
Alles ist ein Abenteuer hier. Jedes Mal, wenn wir eine S-Bahn nutzen, zieht er mich durch die Kontrolle. Er ist rebellisch, sieht nicht ein, überteuerte Preise zu bezahlen. Zu Kontrolleuren ist er frech, lässt sich allgemein nichts sagen. Dann ein Schockmoment – Er fällt beim Poolskaten aus großer Höhe und kugelt sich die Schulter aus. Beim Weg aus dem Krankenhaus, rollt er auf dem Board hinaus in den Sonnenuntergang.
Schlussendlich helfen wir sogar einer seiner Bekannten ein Boot zu ihrem Sommerhaus auf einer kleinen Insel zu überführen. Sie ist bestimmt schon über 40 und ihre Erscheinung erinnert an einen klassischen Seefahrer – rau und voller Stolz. Wie alle seine weiblichen Bekannten ist sie schnippisch und ablehnend zu mir. Ich wunder mich.
Nichtsdestotrotz fragt sie uns bei der Ankunft auf der beschaulichen 3Häuser-Insel, ob wir nicht ein paar Nächte hier verbringen wollen. Und wie traumhaft es hier ist. Ein wunderschönes schwedisches Haus, weiße Holzdielen und altes Mobiliar voller Charme. Da müssen wir selbstredend nicht lange überlegen und willigen ein. Abends macht er Feuer, zieht mich an sich ran und wir tanzen im flimmernden Licht des Kamins. „Wie kann das Alles wahr sein?“, frage ich mich, schließe die Augen und schlafe an seiner Schulter ein.
Manchmal macht es mir Angst mich so zu fühlen, mich so fallen zu lassen und ich bekomme Panik. Passiert das, richtet er mich in Sekunden auf, nimmt meine Hände und fordert mich auf mit ihm zu atmen. Er fragt mich, was das Schönste war für mich diese Woche und ob ich mich auf die nächsten Tage freue, welcher mein Lieblingsring ist, denn ich konnte mich einfach nicht für einen entscheiden. So viele Fragen. Zwangsläufig denke ich an all die schönen Erlebnisse. Meine Ängste verfliegen, der Nebel meiner negativen Gedanken löst sich auf und ich muss lächeln. Das schnelle Reden über positive Dinge hilft mir unvermittelt aus der Panik zu kommen. Ich schmunzele, das Gesicht komplett nass von Tränen.
Nur ein einziger tiefer Blick in meine Augen und er weiß exakt, was in meinem Kopf vorgeht. Habe ich mich etwas gefangen, spricht er offen aus, was mich verängstigt, hält mich dabei fest und sagt ich brauche keine Angst haben. Denn er würde nie weg gehen, er bleibt bei mir, wird mich niemals verletzen – Verspricht er genau in den Worten, die ich als Angstszenarien im Kopf habe. So wiegt er mich in seinem Arm und lächelt mich an mit einer ungeheuren Ruhe und Zuversicht. Er verurteilt mich nicht, schaut mich selbst dann voller Zuneigung und Liebe an, wenn ich mit rotem Gesicht und verschmierter Schminke nach Luft ringe. Er ist einfach etwas Besonderes. Das Hier, was wir teilen ist besonders. Alles scheint möglich mit ihm. Ich beschließe innerlich mein Leben mit ihm verbringen zu dürfen. Genau dieses spezielle Lebensgefühl, was ich schon mein Leben lang suchte, erlebe ich auf einmal.
Die zwei Wochen vergehen viel zu schnell. Der Abschied tut weh, denn irgendwie fühlt er sich an wie ein für Immer. Unentwegt halten wir Kontakt, nicht ein Tag vergeht ohne. Uns ist bereits jetzt klar, dass wir einige Jahre später heiraten, unsere Träume teilen und unser Leben miteinander verbringen würden. Er schreibt von der Vorstellung unserer hübschen Kinder und was wir sonst noch Spannendes erleben werden. Mich erreichen süße Pakete aus dem schönen Schweden mit kleinen Aufmerksamkeiten.
Direkt nach meinem Besuch fährt er nach Dänemark zu einer Skatetour und steht danach mit seinem Rucksack und Skateboard unterm Arm vor meiner Tür. Er ist gekommen um zu bleiben…
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Talking like we used to do
It was always me and you
Shaken up and shipping out
Check me in and check me out
Do you like walking in the rain
When you think of love, do you think of pain
You can tell me what you see
I will choose what I believe
Hold on, darling
This body is yours, this body is yours and mine
Hold on my darling
This mess was yours, now your mess is mine
You’re the reason that I feel so strong
The reason that I’m hanging on
You know you gave me all that time
Did I give enough of mine
Bring me to your house and tell me
Sorry for the mess, “Hey I don’t mind”
You’re talking in your sleep, out of time
Well you still make sense to me, your mess is mine
Your mess is mine
This body is yours and this body is mine
Your mess is mine
Your mess is mine
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Bald schon kommt der 2. Teil der Geschichte….schaut also demnächst wieder rein !
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20 Kommentare auf "The cold swedish winter – a lovestory (1)"