Ein Park ist saftig grün, die Wiesen gepflegt, von Bäumen umrandet, bunt mit Blumen bepflanzt und gönnt Stadtbewohnern eine kurze Auszeit vom hektischen Leben. Idyllisch.
Ein Park in Berlin: Oftmals ein Drogenumschlagplatz, Wiesen weichen Müll und Erde und wir wollen es beim Namen benennen: Kot, Wiesen weichen: KOT!!!, in den Büschen haben Manche ein schnelles Sexabenteuer oder entleeren ihre volle Blase, statt Ruhe gibt es Open-Air-Veranstaltungen mit elektronischer Musik oder Karaoke (all hail the Mauerpark) und statt Bäumen gibt es Menschen und Tiere, die im Park leben, manchmal auch ausgesonderte Sofas und Sessel.
Ja, man ahnt es wage: ich mag Berliner Parks nicht. Sie sind überlaufen und nicht sehr ansprechend. An schönen Tagen sitzen die Personengruppen in 50cm Entfernung von einander. Sie sind rücksichtslos laut und Rauchschwaden ziehen von allen Seiten zu einem rüber.
Selbst die riesige Festwiese in dem Naherholungsgebiet Bürgerheide, in meiner Heimatstadt Finsterwalde, ist meist menschenleer. Die rund um die Wiese und in den Wald führenden Wege werden von Hundebesitzern genutzt, die dort ihre Lieblinge Gassi führen. Doch heute will ich es mir nicht auf dieser Wiese gemütlich machen. Heute bin ich auf dem Weg westwärts in das märchenhaft schöne Moor mit seiner einzigartigen atemberaubende Vielfalt von Flora und Fauna. Bei dem sogenannten Eierpieler handelt es sich um ein intaktes nährstoffarmes Torfmoosmoor. Es ist ein langer Fußmarsch, aber er lohnt sich für die besondere Stimmung, die er bietet.
Wer es noch nicht wusste: Ein Moor ist eine sumpfähnliche Landschaft, die immer unter Wasser steht. Das merkte ich auch schnell, als ich bei einem Schritt fernab des angelegten Stegs bis über den Knöchel tief einsank. Eine matschige Angelegenheit. Nun hatte ich nasse Füße, aber was solls. Das soll mir die Laune nicht trüben.
Nur ein paar karge Bäumchen sind hier zu sehen. Einige kleinere und größere rotbraune Pfützen mit Gras-Büscheln, Seerosen, Wollgras und verschiedenen Moosen drum herum. Ist es kühler, wird der Rest vom dichten Nebel verschluckt, der tief über dem Boden schwebt. Eine geisterhafte Stimmung kommt hier auf diese Art manchmal auf. Schaurig schön!
Doch heute ist es warm, heiß fast. Ich kann demnach wohl nicht so lang bleiben, wie ich gerne würde und es ist auch kein atmosphärischer Nebel zu sehen. Aber solange die Hitze auszuhalten ist, will ich die Aussicht genießen und ein paar Eindrücke mit euch teilen, denn dieses Fleckchen Natur ist etwas ganz Besonderes. Am Ende des stabilen Stegs aus Holz-Brettern steht eine kleine Bank, auf der ich es mir mit meinen Erdbeeren bequem mache. Ich hab auf dem Weg hier her schon fleißig genascht. Es geht aber auch Nichts über die frischen Erdbeeren vom Feld.
In alten Sagen ist die Rede vom Moor als Tor ins Jenseits, Hexen und Geister wohnen dort. Nebel, in dem man sich verliert, Spukgestalten, Irrlichter, Moorleichen, ein unberechenbarer, unergründlicher Boden, in dem man stets zu versinken droht. Reich ist die Welt der Sagen und Geschichten, die sich um die Moore ranken.
Fakt ist hingegen: Moore sind ein unvorstellbar wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Viele Organismen, denen es gelingt in der feuchten, sauren und nährstoffarmen Umgebung zurecht zu kommen, sind wiederum auf den Lebensraum Moor angewiesen und darum auch nur hier zu finden. Noch wichtiger ist die Tatsache, dass Moore in ihrem Torf bereits weltweit mehr Kohlenstoff als alle Wälder dieser Welt gespeichert haben, obwohl Moore nur noch etwa 3 % der Landfläche ausmachen. Moore sind in Mitteleuropa inzwischen fast vollständig zerstört worden. Dieser äußerst traurige Fakt verstärkt das Gefühl ein einer besonderen Umgebung zu sein noch zusätzlich.
– Katherine Mansfield
Wir müssen das Alleinsein erst wieder lernen. Das ist heute eine schwierige Lektion.
– Anne Morrow Lindbergh
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4 Kommentare auf "Orte meiner Kindheit – das geheimnisvolle Moor"