Allgemein, Für den Bauch

Liebe ohne Worte – Der Mensch und sein Haustier

Ich wache auf mit einem schnarchenden Etwas in meinem Arm. Es ist Luke, der sich krampfhaft versucht noch näher an mich ran zu drücken. Guten Morgen du Süßbert! Guten Morgen Dresden!

Während ich hier also mit dem Fetti im Arm liege, denke ich über die Rolle nach, die Haustiere in unserem Leben einnehmen. Knapp 55 Prozent der Deutschen teilen ihr Heim mit einem Tier (Quell:e zdf.de). Katzen, Hunde und Kleintiere wie Meerschweinchen, Hamster und Hasen sind am beliebtesten. Demnach haben offensichtlich sehr viele die Vorzüge der nichtmenschlichen Familienmitglieder erkannt und genießen deren Gesellschaft nun. Und auch ich könnte nicht glücklicher sein als in diesem Moment hier. Es war Liebe auf den ersten Blick. Diese grenzenlose Aufmerksamkeit, Zuneigung und Treue, die er mir jedes Mal zukommen lässt, wenn wir uns sehen und das nun schon seit 10Jahren. Der kleine Pups hatte nämlich Geburtstag vor wenigen Tagen. Happy Birthday!

Luke
Luke

Das renommierte Robert-Koch-Institut fand bezüglich des Einflusses von Haustierhaltung auf das Wohlbefinden empirisch heraus, was ich aus meiner persönlichen Erfahrung so definitiv unterschreiben kann: sie bringen eine Höhere Lebenszufriedenheit durch das Gefühl des Gebrauchtwerdens, Stressabbau durch Kontakt- und Beobachtung, gesteigerte körperliche Aktivität und sogar vermehrte soziale Kontakte. Hunde beispielsweise funktionieren wie “soziale Katalysatoren”, die das Eis im menschlichen Miteinander brechen.
Für den Besitzer selbst ist das Tier grundsätzlich da – ein ständiger Begleiter, der nichts infrage stellt. Aussehen, Status, Geld, Beruf – für den tierischen Begleiter spielt das keine Rolle. Kalifornische Wissenschaftler haben kürzlich zudem herausgefunden, dass etwa ein Hund im Haus das Depressionsrisiko um die Hälfte senkt. Dass das Zusammenleben nicht nur Auswirkungen auf die Psyche hat, zeigt eine weitere Untersuchung: die Zahl der Arztbesuche liegt bei Menschen ohne Haustiere um 18,5 Prozent höher als bei Tierhaltern. Also her mit der Fellnase! Und dann wird er mit Liebe überschüttet bis es zu den Ohren raus kommt. Aber das zu der richtigen Zeit. Ein Tier zu adoptieren bringt schließlich auch viel Verantwortung: Alltagsstruktur, verbindliche Versorgung und Rücksicht.

Luke

Aber zunächst bin ich ja hier und Luke ist mindestens so liebebedürftig wie ich. Deswegen verstehen wir uns wohl auch so gut. Für viele Menschen, wie auch mich, ist das Haustier eine wichtige Bezugsperson. Das an sich stellt ja kein Problem dar. Bisweilen ersetzt ein Tier schon mal fehlende menschliche Beziehungen. 35 Prozent aller an einer Umfrage teilnehmenden Halter gaben an, dass für sie der Hund wichtiger ist als der Partner. Da kann Tierliebe auch schnell zu weit gehen und bisweilen das Tier überfordern. Somit muss man gut reflektieren, wie man mit ihm umgeht und was seine speziellen Bedürfnisse sind. Französische Bulldoggen sind bekannt dafür besonders viel Aufmerksamkeit zu brauchen. Sie werden auch gerne mal alleinstehenden älteren Menschen empfohlen, die die lustige Art zu schätzen wissen und dank der Faulheit der Rasse auch nicht Stunden mit ihnen Laufen müssen.

Wie ich dann also aufstehe und die kleine Runde mit dem alten Mann laufe, werde ich ausgelacht von den Anwohnern des Komplexes, weil Luke sich wieder von seiner besten Seite zeigt. „Der is ja stur wie ein Esel!“ ruft eine alte Dame vom Balkon und lacht herzlich. Ein Frechbert ist er – das steht fest. Und es geht ihm so gut. Oft schaue ich ihn an, wie er in meinem Arm liegt und glücklich vor sich her grunzt und ich denke an all die Hunde, denen es nicht so gut geht. Manchmal rutscht mir dann ein leises: „Du ahnst ja gar nicht was für ein Glück du hast bei uns zu sein.“, über die Lippen.

Luke

Jährlich werden 500.000 Haustiere ausgesetzt. 300.000 Tiere landen im Tierheim. Zur gleichen Zeit werden weiter Tiere gezüchtet und zum Verkauf angeboten. Es wird Zeit den Tieren so gut zu tun wie sie uns gut tun. Und das gilt für Haustiere gleichermaßen wie für die sogenannten Nutztiere. Die Geschichte des Tierschutzes zeigt, dass sich wenig getan hat die Rechte betreffend. Mittlerweile ist der Tierschutz zwar im Grundgesetz verankert, dennoch kann von einem ethisch vertretbaren Umgang mit Tieren nicht gesprochen werden. Nun sind einige wenige Tiere durch Gesetzesänderungen nicht mehr komplett der Willkür der Menschen ausgesetzt, doch Nutztiere sind immer noch regelrecht rechtlose Geschöpfe.

Als ich jünger war wurde mir das bewusst. Ich versuchte damit umzugehen, meinen Platz in der Gesellschaft zu finden, wie alle, aber konnte die Tatsachen nicht ignorieren. Dafür fühlte ich mich Tieren zu verbunden. Ich entschied mich zu einem fleischlosen Leben, informierte mich konstant über Tierrechte, Umweltzerstörung und politische Aktionsformen. Am Ende gründete ich eine eigene Tierrechtsgruppe und adoptierte ein Schwein namens Jakob, nach dessen altersbedingten Tot Kuh Lisa, auf einem Gnadenhof.

Und so möchte ich in diesem Beitrag einen Appell an alle meine Leser/innen richten: Jede/r von euch muss seinen eigenen Weg in dieser Welt finden. Ihr müsst eure eigenen Moralvorstellungen bilden und selbst sehen, dass ihr mit euren Entscheidungen ruhigen Gewissens schlafen könnt. Aber es ist auch nie zu spät für eine Änderung der eigenen Gewohnheiten oder Einstellungen. Dass Veganismus eine Trenderscheinung ist, bringt eine generelle Verfügbarkeit von veganen Produkten mit sich. Als ich vor einer Weile durch halb Europa mit einem Tourbus reiste, hatte ich dank Apps wie HappyCow keinerlei Probleme, vegane Optionen für Einkauf und Restaurants zu finden. Und auch die finanzielle Belastung dieses Lebensstiles hat sich deutlich vermindert die letzten Jahre.

Habt ihr möglicherweise Interesse an interessanten Projekten, die ihr mit eurem Geld unterstützen wollt, kann ich euch den FREE ANIMAL e.V. empfehlen, bei dem ich damals auch Schwein Jakob und Lisa fand. Dieser Verein sichert die wirtschaftliche Existenz von Lebenshöfen. Man kann mit einem Jahresbeitrag von 41 Euro Mitglied werden oder für 10 Euro monatlich eine individuelle Patenschaft für eines der Tiere übernehmen. Es gibt auch die Möglichkeit einer Geschenkpatenschaft. So toll kann ein Geburtagsgeschenk für einen lieben Menschen sein! Ich würde mich sehr über ein solch kreatives, herzliches Geschenk freuen. Ihr bekommt auf Wunsch eine Urkunde über eure Patenschaft, die ihr euch an die Wand hängen könnt. Zudem kann man nach aktuellen Bildern eurer Patenkinder fragen. Diese leben dank euren Spenden dann in Frieden bis zum Alterstot auf den Gandenhöfen ohne jemals Ausbeutung oder die Schlachtbank fürchten zu müssen. Die Patentiere können jederzeit nach kurzer Absprache besucht werden. Auch kann man, wenn die Voraussetzungen passen, gerne mal selbst auf den Höfen helfen. Ich liebe die Idee der idyllischen Bauernhöfe ganz ohne Tierqual und werde sobald ich mein Business aufgebaut habe, definitiv wieder ein Tier adoptieren.

Ein Tier zu retten verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier.
– Free Animal e.V.

Und schlussendlich ist es mir ein besonderes Anliegen dazu aufzurufen keine Tiere mehr zu shoppen, stattdessen lieber adoptieren. Es warten so viele liebenswürdige Geschöpfe in den Tierheimen auf ein schönes Zuhause, dass ihr vielleicht bieten könnt. Sobald ich mein Leben in sicherere Bahnen gelenkt habe, werde auch ich mich dort umgucken oder mich für einen kleinen Pups beim Plattnasen e.V. bewerben. Dieser Verein postet bevorzugt Möpse sowie französische und englische Bulldogen, die ein Zuhause suchen und nicht selten aus Tierquälerei und schrecklichen Massenzuchten kommen. Entscheidet ihr euch für eine Adoption, fragt euch vorher in Ruhe: Passt dieses Lebewesen zu meiner Alltagsführung? Habe ich genug Zeit, ihm das zu geben, was es braucht? Reichen meine Finanzen um alles abzudecken? Bin ich langfristig ein zuverlässiger Sozialpartner?

Luke

Als mein Bruder David von seinem Job nach Hause kommt, gehen wir zusammen mit seiner süßen Freundin Elisa in die Neustadt essen. Dieses Mal bei ihrem bevorzugten Asiaten, dem Thay Viet in der Alaunstraße. Ich bestelle mir eine Pho Suppe, die Nationalspeise Vietnams, für den kleinen Hunger in Kindergröße und mein Bruder nimmt eine vegane Ente mit Reis. Gott, alles sieht hier so lecker aus und schmeckt auch noch so exzellent wie es das Aussehen es verspricht. Am Geschmack der südostasiatischen Küche gibt es also nichts zu meckern, die Preise sind klasse und die ästhetische Präsentation des Essens ist sehr gut. Hier werde ich definitiv wieder her kommen!

Luke

Aber genug geredet – zunächst einmal:

Guten Appetit!

Hinterlasse einen Kommentar

14 Kommentare auf "Liebe ohne Worte – Der Mensch und sein Haustier"

wpDiscuz