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Unzählige Menschen schieben sich den schmalen Fußgängerweg über die Warschauer Brücke hin zur S-/U-Bahn oder von ihr weg. Viele von ihnen sind angespannt und daher schnell genervt. Am Rand steht ein betrunkener Mann und schreit sich die Seele aus dem Leib. Er regt sich auf über Geld, den Kapitalismus und die ganze Welt. Ich laufe so schnell ich kann vorbei an den lästigen Drogendealern und dem Baustellenlärm. Angekommen an der Haltestelle kündigt eine scheppernde Stimme bau-bedingte Unterbrechungen der Strecke über den Lautsprecher an. Aus dem Kopfhörer einer jungen Frau neben mir auf der Sitzbank wummern dumpfe Bassschläge. Durch die großflächigen Glasfenster der Haltestelle fällt gleißendes Sonnenlicht. Mir steckt der penetrante Geruch eines halb aufgegessenen Döners in der Nase, der in der Ecke der Bahn liegt. Außerdem ist der Boden verklebt von Bier und es riecht auch danach. Irgendwo weint ein Kind und die Mutter schreit entnervt zurück… Kurzum: ein ganz gewöhnlicher Nachmittag auf der Berliner S-Bahnstation.
Der Großteil der Reisenden empfindet dies vielleicht etwas anstrengend, aber hält es trotzdem problemlos aus. Für hochsensible Menschen wie mich können solche Situationen absolut unerträglich sein. Alles eine Frage der Perspektive. Ich merke dass mein Stresspegel steigt je mehr Eindrücke ungefiltert auf mich einprasseln und ich fühle mich überfordert mit dieser Szenerie. Deswegen vermeide ich Bahnen und andere öffentliche Sammelplätze für Menschen. Zunächst einmal stressen diese mich auf einem fast unerträglichen Niveau und dann kommt noch die Angst dazu. Doch während es in meinem Kopf brodelt und ich versuche es nicht überkochen zu lassen, bin ich schon angekommen.
Ach dieses Neukölln… Es ist eine Hass-Liebe die uns verbindet und das schon seit vielen Jahren. Unsere Beziehung begann einst durch regelmäßige Besuche bei einem Freund am Schierker Platz und doch konnte sich mein Herz nicht erwärmen für diesen Stadtteil inmitten von Berlin.
Nun bin ich zurück und merke, dass es nie NUR schlecht oder gut gibt. Es gibt immer mehrere Facetten einer Geschichte oder eben eines Stadtteils. Ich treff mich mit meiner Freundin Margarete Margarete am Schlesi und wir laufen Neuköllns Straßen entlang, vorbei an wunderschönen kleinen Parks, die umgeben sind von alten Gebäuden voller Charme. Die Sonne scheint. Es ist ein herrlicher Tag. Wir entdecken ein kleines Vogelhaus angebracht in einem Fenster und liebevoll geschmückt. Es ist bewohnt von einer süßen Vogelfamilie. Wir gehen vorbei an den verschiedensten Menschen mit unterschiedlichster Kultur und Herkunft und enden im Vux Café. Schon seit Jahren gehört es zu einen meiner absoluten Favoriten in Berlin.
Mir wird immer warm ums Herz wenn ich hier ins Vux komme. Alles ist Weiß gehalten und mit viel Liebe geschmackvoll eingerichtet. Die Fenster sind groß und erhellen die eh schon hellen Räumlichkeiten noch zusätzlich. Mit noch mehr Liebe wird hier eigentlich nur noch das brasilianisch-inspirierte Essen zubereitet und angerichtet. Ich bestelle mir einen Seitan-Limão Bagel mit viel frischem Salat, Tomaten und Sprossen, eine heiße Schokolade und selbstverständlich ein Stück Torte- wegen der bin ich schließlich gekommen.
Es ist ein Phänomen, wie stark sich meine Empfindung von dem überfordernden Straßenstress zu diesem Café unterscheidet – fast wie Himmel und Hölle. Nun ist mir aber wichtig zu betonen: Sensibilität ist keine Schwäche, sondern eine Fähigkeit. So erlaubt mir das hochsensible Wahrnehmen neben den negativen Faktoren, eben auch so viele schöne Dinge intensiver zu erleben als es andere Menschen. Dieses spezielle Persönlichkeitsmerkmal wird vererbt, betrifft ca. 15 – 20 % aller Menschen und sorgt dafür dass man mehr Informationen aus der Umwelt aufnimmt und das zudem in einer tieferen Qualität.
Der Begriff der Hochsensibilität wurde zuerst 1995 von der Wissenschaftlerin Elaine Aron geprägt und seither mit allerlei Studien erforscht. Man fand heraus, dass sich die sensiblen Bereiche wie auch das Ausmaß sich von Fall zu Fall unterscheiden. So nehmen manche Betroffenen Gerüche besonders intensiv und facettenreich wahr, andere vor allem optische Eindrücke und wieder andere in erster Linie Geräusche. Darüber hinaus sind hypersensible Personen fähig auch Gefühle stärker wahrzunehmen, die eigenen ebenso wie die der Mitmenschen.
Hier umgeben mich in jeglicher Hinsicht nur positive Eindrücke und die Welt scheint etwas mehr im Gleichgewicht zu sein. Die Tische sind gut besetzt, es läuft dezente Musik und die Angestellte lächelt immer freundlich, wenn sich unsere Blicke zufällig kreuzen oder ich etwas bestellen gehe. Insgesamt scheinen die Menschen hier entspannter zu sein, womöglich ein Resultat der Atmosphäre.
Ich bin glücklich und ebenfalls losgelöst von meiner üblichen Anspannung und habe einen wundervollen Nachmittag mit meiner Freundin. Wir bringen uns auf den neuesten Stand was unsere Projekte angeht und träumen zusammen von unserer Zukunft. Das Essen ist wie immer große Klasse und ich stelle wieder einmal fest, dass es für mich keine bessere (vegane) Torte gibt als diese hier im Vux Café. Wir sind ausgelassen und lachen viel.
Aber da alles irgendwann einmal enden muss, endet auch unsere Zeit hier nun. Wir machen uns auf und beschließen die Strecke zurück zur Warschauer Straße zu laufen. Unsere Bäuche sind gefüllt und wir wollen uns etwas bewegen nach dem langen Sitzen. Je weiter wir laufen, desto mehr bemerke ich, dass ich die Strecke doch etwas unterschätzt habe. Und doch tragen mich meine Füße die 5,5km bis nach Hause. Dort angekommen verabschieden wir uns herzlich und ich falle erschöpft aber zufrieden auf mein Sofa. Ach was für ein Glück ich doch habe solche Menschen zu kennen und diese Dinge erleben zu dürfen.
Das nächste Treffen ist nicht weit.
Most of the travelers may sense this impacts as a little bit annoying but the can handle it. For high sensitive humans like me these kind of situations can be absolutely unbearable. I can feel the mental pressure raising as all the impressions falling down on me without any filter. I am unable to cope with this scenery. That is why I am avoiding trains and other open places with loads of people. First of all they stress-level it causes me is huge and secondly there is this anxiety always around the corner. While it is spinning in my head and I am tryin to not let it overwhelm me – I am arriving already.Oh this Neukölln… It is a hate-love we share since so many years now. Our relationship started when I´ve been visiting a friend at Schierker Platz on on a regular basis but my heart caught no feelings at all for this district in the middle of Berlin. Now I am back here and suddenly I´m realizing there is never just black and white. There are always two sides of a story…. or a district. Me and my friend Margarete Margarete meeting up at Schlesi and we walk along Neuköllns streets. We walk past cute little parks with old charming buildings around them. The sun is shining. It´s a beautiful day. We are finding a little birdhouse that somebody put in a window frame and decorated it lovely. While walking we pass all kinds of people with different cultures and roots and we end up at Vux Café. This is actually one of my favorites here in Berlin since years and years.My heart is always getting warm and fuzzy when I walk into this café. It´s decorated all in white with a good sense of taste. The windows are big and brighten up the already bright room some more. The only thing they put even more love in is the food here. It is always high quality and nicely presented. I am ordering a Bagel, a hot chocolate and a piece cream cake – of cause I do, it´s the reason I came to this place.It´s a phenomenon how big the difference is between my feelings being outside in the street traffic stress and this café here – it is almost like heaven and hell. But I find it important to mention this: Sensitivity is not a weakness but an ability. Besides all the negative factors it is causing me, it also allows me to experience so many things way more intense than other people could. This special personality characteristic is found in about 15-20 % of all humans. It means for the persons concerned to take-up more information from the surrounding and this in a higher quality. The term “high sensitivity” was first minted by scientist Elaine Aron in 1995. Since then there have been a bunch studies and researches about it. They found out there are differences in the zones and the dimensions from case to case. Some persons experiencing smells very intense, some more optical impressions and others are more sensitive at hearing. Furthermore high sensitive people are able to sense feelings stronger – their own as well as the ones from other persons around.In this case here are only positive impressions surrounding me and the world seems to be a little bit more in balance. The tables are good occupied, there is soft music coming from the speakers and the employee is always smiling friendly when our eyes meet by accident. All in all these people here seem to be way more relaxed, maybe a result of the atmosphere. Well I am happy and detached from my usual strain. So I am able to have a wonderful afternoon with my friend. We update each other on our projects and dream together about our possible futures. The food is first class as always and I realize once more that there is no better (vegan) cake than this one here in Vux Café. Me and my friend are frolic and we laugh a lot.
But since there is an end to everything, our time in this place is ending now too. We pack our stuff and leave. Our tummies are so filled up and therefor we decide to walk back home all the way to Warschauer Straße. The farer we walk the more I realize that I underestimated the distance. But still my feet carry me back home. The goodbye is warmly as always and I am falling on my sofa afterwords – exhausted but happy. I am blessed to know people like this and to experience all these good things.
The next meeting is soon to come.
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4 Kommentare auf "Die Odyssee zum Café Vux"