dt | engl
Meine Augen öffnen sich und sofort beginnt mein Herz zu rasen, langsam strecke ich mich etwas und versuche normal zu atmen. Ein normaler Tag, so scheint es. Ich habe keine Pläne heute, nichts was mich anreibt oder lächeln lässt. Und so lasse ich die Beine aus dem Bett hängen, stehe aber noch nicht auf und stöhne – wobei ich mich immer öfter selbst ertappe seit einiger Zeit. Es ist ein schwermütiges Ausatmen, dass förmlich dazu einlädt zu sagen: „Ja, du hast es schon nicht leicht!“
„Aber was solls – so ist das Leben!“, denk ich mir und hebe den müden Körper aus dem Bett. Ich habe mein Zuhause liebevoll eingerichtet über die Jahre, mit viel Charakter und vor allem: gemütlich. Und doch liegt ein Schwermut auf allem wie ein Schleier. Immer wieder denke ich mit Freude daran, das alles bald hinter mir zu lassen und so lächele ich nun doch ein kleines bisschen.
Den Tag beginne ich mit einem Frühstück und frage mich dabei, ob ich heut noch vor die Tür gehen sollte. Es folgt unweigerlich der Gedanke daran, was mich das an Kraft kosten würde. Aber warum auch das Zuhause verlassen?
„Wenn das “Ausgehen” so gut ist, wieso wurde dann das “Zuhause” im Laufe von tausenden von Jahren perfektioniert?“ – Sheldon Cooper. Noch schwerer gestaltet sich das Verlassen des perfektionierten Zuhauses, wenn man keinen triftigen Grund hat raus zu gehen. Nun kann man sich selbst welche schaffen oder einfach drinnen bleiben. Ich für meinen Teil versuche mich täglich zu bewegen und mich den überwältigenden Gefühlen und Reaktionen meines Geistes und Körpers zu stellen. Die unabdingliche Wahrheit ist allerdings: Es gibt auch die besonders schweren Tage – solche, an denen man für nichts Kraft zu haben scheint, an denen Kreativität und Antrieb nicht existent sind und die grauen Wolken vor dem Fenster förmlich rufen: „Kein guter Tag – Bleib lieber drinnen!“
Es war einer eben dieser Tage aber plötzlich klingelte es an meiner Tür.
Panik. Herzrasen. Tausend Fragen in meinem Kopf. Zögerlich gehe ich aber doch zur Tür und spreche in die Anlage: „Hallo?!“
Eine freundliche Stimme antwortet: „Ich bins!“
Unglaublich. Ich hab sie so lange nicht gesehen und unheimlich vermisst. Ich eile die Treppen herunter und versuche mich nicht zu überschlagen beim Laufen. Wir fallen uns herzlich in die Arme und ich hab sogar Tränen in den Augen. Wer hätte denn gedacht, dass hier die Zukunft einfach vor meiner Tür stehen würde? Und doch passierte es so.
Wie immer, wenn wir zusammen treffen, sprudeln wir vor Ideen. Wir sitzen im Goodies in der Warschauer Straße bei Milchkaffee und meinem üblichen Chai Latte (Vanille Sojamilch). Anschließend spazieren wir durch Friedrichshain und enden im Schiller Burger in der Wühlischstraße. Wir bestellen uns gerade einen Süßkartoffel-/Kartoffel-Pommes-Mix als es zu regnen anfängt. Wenige Meter weiter finden wir einen kleinen trockenen Platz unter einem Balkon vor der Bar Süß war gestern und machen es uns dort zum Essen gemütlich.
Der Regel prasselt leise auf die Straße und den Fußgängerweg, auf dem die Menschen vorbei hasten. Wir lassen unsere Blicke schweifen und sprechen über die vielen schwermütigen Gesichter, die wir sehen und wie wir unsere eigene Zukunft gestalten wollen. Sie berichtet mir von ihrem Arbeitsausstieg und neuen Projekten, wie www.kiezpopcorn.de und ihrem Blog www.margarete-margarete.de, der mir schlussendlich auch Anreiz gab, (mit ihrer Unterstützung) meinen Eigenen zu starten. Und so möchte ich an dieser Stelle ihren Blogeintrag zu diesem Tag zitieren:
„Und nun sitze ich mit meiner Freundin hier unter dem Balkon, mit einem Herz voller Glück und den Bauch voller Pommes während Menschen mit unglücklichen Gesichtern an uns vorüberziehen und bekomme eine Gewissheit darin, dass ich Recht hatte. Recht darin, dass es sich mehr als lohnt, Ängste auszuhalten und aus den Konventionen und einem Leben auszubrechen, das nicht zu mir gehört.“
Glaubt mir, wenn ich sage, es lohnt sich seine Komfortzone zu verlassen und sich Ängsten zu stellen, statt sie einfach schweigend in seinem Alltag zu belassen. „Man entdeckt keine neuen Erdteile, ohne den Mut zu haben, alte Küsten aus den Augen zu verlieren.“ , sagte schon André Gide. Ohne diesen Mut hätte ich diesen tollen, inspirierenden Tag nicht erleben können. Und ohne etwas Mut kann ich nicht in ein neues Leben starten, kann diese Wohnung nicht hinter mir lassen und mich nicht an die Umsetzungen neuer Projekte wagen. Aber die Furcht davor, dass mein Leben ohne mich stattfindet ist schlussendlich größer als die Angst vor dem Draußen.
„Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird, zu leben.“ – Marcus Aurelius
„Margarete Margarete“s Blogeintrag zu diesem Tag findet ihr hier:
http://www.margarete-margarete.de/pommes-unterm-balkon-berlin/
—
Fries under the balcony
I am opening my eyes and immediately my heart starts racing. Slowly I am stretching and I try hard to breathe normally. An ordinary day, so it seems. I don´t have any plans for today, nothing that keeps me moving forward or is making me smile. So I let my legs hang out the bed although I am not getting up yet and I moan. I find myself doing this more and more often these days. It is that kind of deep breathing out that makes people want to say “Yes, you have a hard life right there!” And yes – that is right. I do not have an easy life here.
“Whatever – That is life!” – I am thinking while I lift my tired body out of bed. With lots of love I furnished this to a home with a lot of character and especially: comfortable. But still there is this melancholy laying on everything now like a haze. I like to think about my plans of leaving this place and so there is a lil smile showing of on my face now.
I start this day with a breakfast and while I eat I am asking myself if I should leave the flat today? Right afterwords is this thought coming – the thought of how much strenght this is going to take me. But why would I leave anyways?
It is even harder to leave the house when you don´t have a good reason for it. Well you can rather make one up then or you just stay where you are. I for myself try to get exercise every day and face all this feelings and reactions of my body and mind when I do.
The big truth is anyways: there are this especially hard days – these days when you have no strength for nothing, when there seems no bit of creativity or impulsion in you. It is when the clouds outside the windows seem to yell: “Better stay inside! It is not a good day!”
It is one of these days but suddenly the doorbell is ringing.
Panic. Heartbeat going faster and faster. Thousands of questions popping up in my head. I am slowly and hesitant going to the door and answer the inter phone: “Hello?”
There is a friendly voice answering: “It´s me!”
Unbelievable. I haven´t seen her in forever and missed her so much. I am rushing down the stairs and trying not to flip over at walking. We are happy falling into each other’s arms and I am even having tears in my eyes. Who would have expected the future standing in front of my door knocking? But that’s how it happened.
As always when we meet up we are overwhelming with ideas. We are sitting at Goodies at Warschauer Straße, drinking a Milkcoffee and my commonly Chai Latte (vanilla soy). Afterwords we walk through Friedrichshain and ending up at Schiller Burger at Wühlischstraße. While we are ordering our sweet potato/normal potato-fries-mix it starts to rain. Just a few meters besides we are finding a place to sit in under a balcony and we are making ourselves comfortable here.
The rain is quietly pattern on the street and the walkway on which people are rushing by. We watch the surrounding with open eyes and open mind and talk about all these depressive faces passing by. So we start philosophizing about how to create our own future. She is telling me about new projects like www.kiezpopcorn.de and her blog www.margarete-margarete.de. This blog has been the reason to start my own here, with her support. So concluding I like to quote her view of that day from her blogpost: „And now I’m sitting here with my friend under the balcony, pass with a heart full of happiness and the belly full of fries while people with unhappy faces pass us and I get a certainty that I was right. Right that it is more than worth withstanding fears and breaking free from the conventions and a life that does not belong to me.
Believe me when I say it is so very worth it to leave your comfort zone and to face fears, instead of just accepting them in your everyday life. „One does not discover new lands without consenting to lose sight of the shore for a very long time.”, said already André Gide. Without this courage I would not have been able to experience this amazing, inspirational day. And without investing some courage I cannot start into a new life, I cannot leave this flat behind and I could not risk the realization of my new projects. But the fear of my life passing by without me is bigger than the fear of going outside.
„It is not death that a man should fear, but he should fear never beginning to live.” – Marcus Aurelius
„Margarete Margarete“s blogpost about this day you can find here:
http://www.margarete-margarete.de/pommes-unterm-balkon-berlin/
Hinterlasse einen Kommentar
4 Kommentare auf "POMMES UNTERM BALKON"